Deutsches Derby 2020
12. Juli 2020 - 2.400 Meter, 3-jährige Pferde, Hamburg-Horn -- Boden: gut stellenweise weich
Vorbericht vom 9. Juli 2020
Es sieht gut aus mit dem ersten Derbysieg von Henk Grewe,
denn mit
Wonderful Moon und
Dicaprio
stehen die beiden Favoriten des 151. Deutschen Derbys (16:10 Uhr, Live auf Sport1) in seinem Stall.
Konkurrenz droht vom Frühjahrspreis-Gewinner
Soul Train
und dem in diesem Jahr in vier Rennen unbesiegten
Kellahen.
Alle anderen Hengste wären als Derbysieger eine Überraschung,
auch wenn über die weite Distanz, in einem solch großen Feld, natürlich vieles möglich ist.
Wonderful Moon
gilt seit seinem spektakulären Sieg im November beim Herzog von Rabitor-Rennen
als Favorit auf den Gewinn des Deutschen Derbys.
Er hatte das gut besetzte Rennen mit herausragenden zwölf Längen Vorsprung hoch überlegen gewonnen,
war bereits zuvor im
Preis des Winterfavoriten
erst nach langem Kampf von Rubaiyat geschlagen worden,
obwohl er sich am Start versäumt hatte.
Seine Favoritenstellung behauptete Wonderful Moon auch nach der Winterpause, gewann mit dem
Cologne Classic
und dem Union-Rennen zwei der wichtigsten Derby-Vorprüfungen.
Leichte Zweifel an seinem Stehvermögen kamen nach dem Union-Rennen (2.200 Meter) auf,
dass er zwar gewann, jedoch nicht so souverän wie erwartet.
Geritten wird er von Andrasch Starke, der das Deutsche Derby schon siebenmal gewonnen hat.
Sea The Moon, der Vater von Wonderful Moon, siegte im Derby 2014.
Dicaprio
kann als der größte Gegner seines Stallgefährten gesehen werden,
er ist nach zwei Starts noch ungeschlagen.
Gleich sein erstes Rennen hatte der Adlerflug-Sohn am 8. Mai in Köln gegen mehrere spätere Sieger
(Cincinnati, Dartan, Orihime) gewonnen und sich anschließend im Münchener Derby Trial auf weichem Boden
mit satten sieben Längen Vorsprung durchgesetzt.
Würde er in Hamburg erneut weiches Geläuf vorfinden, was laut Wettervorhersage nicht unmöglich scheint,
würde dies seine Chancen keineswegs mindern.
Dicaprio stammt aus der Donna Lavinia, die auch die Mutter von Django Freeman ist,
dem Zweitplatzierten des letztjährigen Deutschen Derbys.
Soul Train
verdient als Gewinner des Iffezheimer Frühjahrspreises jegliche Beachtung, er hatte dort mehrere Hengste besiegt,
auf die er im Deutschen Derby erneut treffen wird. Und auch wenn er zuvor Wonderful Moon beim Cologne Classic klar unterlegen war,
ist er als Sieger des Deutschen Derbys 2020 durchaus vorstellbar. Auch er sollte mit durchlässigem Boden keine Probleme haben,
schließlich gewann er im November das mit 52.000 Euro dotierte BBAG Auktionsrennen in München auf weichem Untergrund.
Der von Andreas Wöhler trainierte Manduro-Sohn war am Montag für 65.000 Euro nachgenannt worden.
Sein Jockey Bauyrzhan Murzabayev befindet sich derzeit in herausragender Form, führt die diesjährige deutsche
Jockeywertung
deutlich an.
Kellahen
wurde ebenfalls nachgenannt, nachdem er in diesem Jahr alle vier Rennen gewonnen hatte, drei davon sogar Start-Ziel.
Spätestens seit seinem leichten Sieg am 28. Juni beim Derby Trial in Hannover gilt der von Sarka Schütz
trainierte Wiesenpfad-Sohn als ernsthafter Kandidat.
Ob es ihm allerdings auch im Derby so leicht gemacht wird an die Spitze zu gelangen,
ist eine andere Frage. Mit Frohsim, Kaspar oder Prince Oliver trifft er auf Pferde, die auch gerne das Tempo bestimmen.
Grocer Jack
gelang als Zweijährigem erst beim dritten Start der erste Sieg,
doch waren seine Leistungen in diesem Jahr so gut, dass auch er im Deutschen Derby nicht außer Acht gelassen werden kann.
Im Cologne Classic lief er hinter Wonderful Moon auf den 2. Platz, konnte den Sieger aber nie ernsthaft gefährden.
Anders sah es im Union Rennen aus, wo er Wonderful Moon einen harten Kampf lieferte und am Ende nur
mit einer dreiviertel Länge unterlag.
Adrian
gehört nach seinem Sieg im Grafenberger Derby Trail zum erweiterten Kreis der Derby-Favoriten,
allerdings war der Schimmel in Düsseldorf auf kaum ernstzunehmende Konkurrenz getroffen.
Eindrucksvoller war da sein Saisondebüt am 24. Mai im Iffezheimer Frühjahrspreis,
wo er knapp eine Länge hinter Soul Train, der da bereits ein Rennen in den Beinen hatte,
auf den 2. Platz lief.
Schon als Zweijähriger hatte der Reliable Man-Sohn seine Steherqualitäten unter Beweis gestellt,
siegte in Mülheim auf weichem Boden über 2.000 Meter.
In der 151-jährigen Geschichte wäre er der erste Schimmel, der das Deutsche Derby gewinnt.
Only The Brave,
ein weiterer Henk Grewe-Schützling, endete in erwähntem Iffezheimer Frühjahrspreis hinter Soul Train und Adrian auf dem 3. Platz,
auch für ihn war es das Jahresdebüt.
Anschließend stellte er im französischen Angers klar, dass er die Derby-Distanz stehen wird, gewann über 2.300 leicht.
Schon als Zweijähriger hatte sich der Iffraaj-Sohn
in Paris-Longchamp auf schwerem Boden gegen Hengste von André Fabre und Freddy Head durchsetzen können.
In Swoop
ist die Derby-Hoffnung des Gestüt Schlenderhans.
Der Bruder des Gruppe-I-Siegers Ito, dessen Mutter Iota 2005 den Preis der Diana gewonnen hatte,
wird von Francis-Henri Graffard in Chantilly trainiert und
setzte sich beim Debüt am 15. Mai in Lyon direkt über 2.200 Meter durch.
Mit diesem Sieg im Gepäck ging er am 6. Juni als Mitfavorit in den renommierten Prix Greffulhe (2.200 m),
wurde in dem Gruppe-II-Rennen zwar nur Dritter, hinterließ aber den Eindruck,
dass er mit der 200 Meter weiteren Distanz im Deutschen Derby noch besser zurechtkommen könnte.
Aufgrund fehlender Vergleiche mit deutschen Hengsten fällt eine seriöse Einschätzung natürlich schwer.
Frohsim
wird ebenfalls in Frankreich trainiert, wo er für Trainer Christophe Ferland bereits drei Rennen gewinnen konnte.
Beim letzten Start am 14. Juni in Chantilly setzte er sich im Prix de l'Avre (Liste, 2.400 m)
an die Spitze und sah schon fast wie der Sieger aus, als er vom Schlenderhaner Mare Australia noch auf der Linie abgefangen wurde.
Auch der im Besitz von Simon Springer stehende Dabirsim-Sohn ist bisher noch nie in Deutschland gelaufen.
Zumindest ist er der einzige Starter, der die Distanz von 2.400 Metern schon einmal bewältigt hat.
Torquator Tasso
zeigte sich erst am 9. Mai zum ersten Mal auf einer Rennbahn,
schaffte es in einem gut besetzten Rennen in Mühlheim auf den 4. Platz.
Beeindruckend dann sein zweiter Auftritt über 2.200 Meter in Köln,
wo der Adlerflug-Sohn von weit hinten kommend noch sicher gewann.
Seine dort erzielten Speed-Punkte (77) werden nur von Dicaprio (79), Wonderful Moon (78) und Soul Train (78) überboten.
Er ist neben Grocer Jack der Zweite Starter für das Gestüt Auenquelle.
Notre Ruler
lief sein erstes Rennen auch erst mit drei Jahren,
endete beim Debüt nur eine Länge hinter Kellahen und gewann anschließend in Dortmund.
Beim Münchener Derby-Trial wurde er auf weichem Geläuf sieben Längen hinter Dicaprio zwar nur Zweiter,
blieb aber weit vor den hoch eingeschätzten Soul Dancer und Tangut.
Trainer Peter Schiergen hat das Deutsche Derby schon fünfmal gewonnen.
Kaspar
vertritt in diesem Jahr das Gestüt Röttgen,
Sieger des Deutschen Derbys 2017 und 2018.
Imponierend sein Start-Ziel Ende Mai in Baden-Baden,
wo er vor Pferden wie Tax For Max und Nippon über 2.200 Meter gewann.
Beim Union-Rennen erwischte er dann keinen guten Tag, landete hinter Tax For Max auf einem enttäuschenden 5. Platz.
Abschreiben sollte man den Pivotal-Sohn dennoch nicht, auch wenn Trainer Markus Klug glaubt,
dass er erst vierjährig sein volles Potenzial ausschöpfen wird.
Die Außenseiter:
Palm Springs,
gewann auf Anhieb das erste Rennen seines Lebens am 7. Mai in Hannover, ließ dort auch Kaspar hinter sich.
Anschließend belegte er beim Frühjahrspreis den 4. Platz, jedoch weit hinter den drei Erstplatzierten.
Noch schlechter dann sein Auftritt beim Derby Trial in Hannover, weshalb man im Deutschen Derby nicht viel von ihm erwarten sollte.
Near Poet
schaffte es im November im Herzog von Rabitor-Rennen auf den 3. Platz,
allerdings satte 15 Längen hinter Wonderful Moon. In diesem Jahr hatte er weder im Cologne Classic
noch beim Frühjahrspreis etwas mit der Entscheidung zu tun, dennoch könnte er es in einem in der Breite recht schwach besetzten
Deutschen Derby unter die ersten Zehn schaffen.
Prince Oliver
gewann als Zweijähriger in München in starker Manier,
konnte diese Leistung aber weder im Rabitor-Rennen noch als Dreijähriger auch nur annähernd bestätigen.
Im Iffezheimer und Münchner Derby Trial endete er abgeschlagen.
Er wird es nicht einfach unter die Top 10 zu gelangen.
Toscano
überquerte beim Frühjahrspreis die Linie sechs Längen hinter dem Sieger
und auch seine sonstigen Leistungen lassen nicht darauf schließen, dass er im Endkampf
zu finden sein könnte, selbst wenn er erstmals mit Scheuklappen aufgeboten wird.
Sein Vater Youmzain belegte beim Prix de l'Arc de Triomphe zweimal den 2. Platz.
Brian Boru,
benannt nach Irlands erstem und einzigen Hochkönig, wurde bei seinen vier Starts nie schlechter als Vierter,
doch hatte er dabei gegen bessere Gegner nicht den Hauch einer Chance.
Er wird es im Deutschen Derby 2020 sehr schwer haben.
Furioso
war bereits bei seinen beiden Starts als Zweijähriger völlig ohne Chance.
In diesem Jahr gelang ihm in schwach besetzten Rennen zweimal ein 2. Platz,
doch war er im Münchner Derby-Trial, wenig überraschend, komplett überfordert.
Auch sein Ziel wird es sein den letzten Platz zu vermeiden.
Anatello
gewann sein Saisondebüt vor Furioso und endete im Münchener Derby Trial hinter ihm auf dem letzten Platz.
Vermutlich kommt es zwischen beiden erneut zu einem Duell um die Rote Laterne.
Vollständige
Startlisten
mit Speed-Punkten für den Derby-Renntag am 12. Juli.
Bedeutende Derby-Vorprüfungen: