Prix d'Amérique 2019
27. Januar 2019 - Trabfahren, 2.700 Meter, Paris-Vincennes
Vorbericht vom 25. Januar 2019
Lange ist es her, dass der Prix d'Amérique so ausgeglichen war
wie in diesem Jahr. Zwar gebührt Titelverteidiger
Readly Express
die Favoritenrolle, doch weiß niemand so genau in welcher Form er sich befindet.
Auch beim zweifachen Amérique-Sieger
Bold Eagle
kann man nach mehreren schwachen Leistungen kaum sagen wo er steht,
was auch für
Propulsion gilt, dessen Vorbereitung durch eine
Krankheit unterbrochen wurde. So ist nicht auszuschließen,
dass nach zwanzig Jahren wieder eine Stute das
wichtigste Trabrennen der Welt gewinnt, zumindest präsentierte sich
Belina Josselyn zuletzt in bestechender Form.
Readly Express hatte bis zu seinem Triumph im
Prix d’Amérique 2018
so ziemlich alles gewonnen was er gewinnen konnte.
Anschließend tauchte der Siebenjährige nahezu ab,
verpasste das Elitloppet in seiner schwedischen Heimat und unterlag
nach fast halbjähriger Pause zweimal gegen Propulsion,
belegte beim Sundsvall Open Trot mit Rang 5 gar
die schlechteste Platzierung seiner Laufbahn.
Im Oktober verteidigte er dann seinen Titel im Svenskt Mästerskap
und kehrte nach einer erneuten Auszeit am 30. Dezember nach Paris
zurück, wo er, von Fahrer Björn Goop kaum gefordert,
den 2. Platz im Prix de Bourgogne belegte. Auch der nächste Start am 13. Januar
beim Prix de Belgique glich eher einem Trainingslauf. Mit allen Eisen trabte
Readly Express auf den 5. Platz. Im Prix d’Amérique wird er wieder ohne Eisen
laufen. Ob er dann auch die Form des Vorjahres hat,
wird man erst am 27. Januar wissen.
Bold Eagle, Amérique-Sieger
2016 und
2017,
scheiterte 2018 knapp an Readly Express.
In Vorbereitung zum diesjährigen Prix d'Amérique ging er am 18. November
als 15:10 Favorit in den Prix de Bretagne,
wo er jedoch überraschend nur auf Rang 4 landete.
Drei Wochen später, beim Prix du Bourbonnais,
erstmals in seiner Karriere ganz ohne Eisen laufend,
reichte es dann sogar nur zum 6. Platz,
woraufhin einige Experten den 'Adler' bereits abgeschrieben hatten.
Doch Bold Eagle sendete mit dem Sieg im Prix de Bourgogne (2.100 m) ein
Lebenszeichen. Zwar sollte man diesen Erfolg nicht überbewerten,
für sein Selbstvertrauen war er aber fraglos immens wichtig.
Propulsion belegte in den letzten beiden Jahren beim Prix d’Amérique
die Plätze 3 und 4 und lief im Rest des Jahres 2018 so stark wie nie zuvor.
Der in Amerika gezüchtete und in Schweden trainierte Muscle Hill-Sohn,
im Mai Zweitplatzierter des
Elitloppet 2018,
sollte eigentlich zum Jahresende in die Zucht wechseln,
aufgrund seiner herausragenden Form entschied man sich
aber noch einmal den Prix d'Amérique anzusteuern.
Die Vorbereitung wurde zum Jahreswechsel durch ein Fieber unterbrochen,
weshalb lange unklar blieb, ob ein Start im Amérique überhaupt machbar ist.
Nach guten Trainingseindrücken entschied sich Trainer Daniel Redén
die Reise nach Paris anzutreten. Ob Propulsion dort seine Bestform erreichen wird,
konnte aber auch er nicht beantworten.
Belina Josselyn ist im Kreis der Favoriten die einzige die rundum überzeugen kann.
Eine ganz starke Leistung zeigte sie bereits im Prix du Bourbonnais,
wo sie vom Ende des Feldes kommend, den Sieg nur um Zentimeter verpasste.
Noch besser gefiel ihr Auftritt im Prix de Belgique, den sie eigentlich
souverän gewonnen hatte, bevor sie wegen einer Behinderung disqualifiziert wurde.
Die achtjährige Love You-Tochter belegte in den letzten beiden Jahren
beim Amérique die Plätze 2 und 4. Sollte die Konkurrenz in diesem Jahr
tatsächlich schwächeln, könnte sie die erste Stute sein,
die seit Moni Maker 1999 den Prix d'Amérique gewinnt.
Bird Parker ist eines der erfahreneren Pferde im Feld, es wird seine
vierte Amérique-Teilnahme sein. Er gewann schon mehr als zwei Millionen Euro
Preisgeld, siegte im Vorjahr beim Grand Prix de Paris (4.150 m)
vor Bélina Josselyn.
Der Achtjährige hat in dieser Saison an allen vier 'B-Rennen' teilgenommen,
belegte dabei zweimal den 3. Platz, bevor er,
durch die Disqualifikation von Belina Josselyn, seinen Titel im
Prix de Belgique verteidigte. Im 150 Meter kürzeren Prix d'Amérique hat er
es bislang jedoch nicht über Platz 6 hinaus geschafft.
Davidson Du Pont konnte sich gleich im ersten 'B-Rennen'
für den Prix d'Amérique qualifizieren. Die Art und Weise wie er
im Prix de Bretagne alle Attacken abwehrte war schon beeindruckend,
auch wenn er seine Gegner beim Amérique in weit besserer Form
antreffen wird.
Der sechs Jahre alte Davidson Du Pont wurde von Jean-Michel Barzire
erst zu Beginn des letzten Jahres erstmals auf Gruppenebene eingesetzt,
hat es dennoch schon auf drei Gruppe-I-Siege gebracht.
Delia Du Pommereux sicherte sich ihr Amérique-Tickert mit einem
2. Platz im Prix de Bretagne. Obwohl bereits qualifiziert, ließ Trainer
Sylvain Roger sie auch im Prix du Bourbonnais laufen, den sie dann sogar
völlig überraschend gewann.
Schon im Oktober hatte die Stute Davidson Du Pont im Prix Marcel Laurent bezwungen,
war im Criterium des 5 ans nur mit 'Kopf' an ihm gescheitert.
Urlo Dei Venti ist in diesem Jahr Italiens Amérique-Hoffnung.
Der Sechsjährige stellte im Dezember beim Gran Premio Duomo (1.600 m)
in Florenz einen neuen Bahnrekord auf.
Es war bereits sein fünfter Gruppe-I-Erfolg, einschließlich des
Gran Premio Lotteria.
Auch in Paris-Vincennes war er bereits erfolgreich, gewann dort
im letzten Jahr den Prix du Luxembourg. Die Generalprobe zum
Prix d'Amérique verpatzte Urlo Dei Venti allerdings, schaffte es am 6. Januar
in einem Gruppe-III-Rennen in Bologna als 17:10 Favorit nur auf Rang 4.
Carat Williams genießt bei vielen 'Experten' noch immer viel
Vertrauen, und das, obwohl er seit 2017 kein Rennen mehr gewinnen konnte.
In den 'B-Rennen' hatte er in dieser Saison sehr unglückliche Rennverläufe,
schaffte die Qualifikation letztlich erst nachdem Belina Josselyn
im Prix de Belgique disqualifiziert worden war. Dennoch sollte man
das große Kämpferherz aus dem Stall von Sébastien Guarato im Auge behalten.
Looking Superb ist ein weiterer Sechsjähriger im Feld und
neben Belina Josselyn und Davidson Du Pont
der dritte Amérique-Starter aus dem Stall von Championtrainer
Jean-Michel Bazire.
Der norwegische Hengst qualifizierte sich am 23. Dezember
über den Prix Ténor de Baune, den er vor Davidson Du Pont und der
galoppierenden Delia Du Pommereux gewann. Bevor er zu 'JMB' gewechselt
war, hatte er in Norwegen nicht allzu viel gewonnen und wird mit einer
Gewinnsumme von nur 139.122 Euro der ärmste Amérique-Teilnehmer sein.
Lionel, der zweite norwegische Hengst im Feld,
läuft zum vierten Mal im Prix d'Amérique.
Zweimal wurde er disqualifiziert, 2017 hatte er es auf Rang 3 geschafft.
Seit den großen Erfolgen des Neunjährigenist mittlerweile einige Zeit vergangen.
Im Oktober gelang ihm in den USA, beim nicht allzu stark besetzten International Trot,
immerhin der 2. Platz. Seither hat er nur noch zwei Rennen bestritten,
geht also ausgeruht an den Start,
wäre im Endkampf dennoch eine Überraschung.
Eridan ist mit fünf Jahren der jüngste Teilnehmer im Feld.
Er sicherte sich sein Amérique-Ticket mit einem etwas überraschenden
Erfolg im Critérium Continental. Dass er auch mit den älteren Cracks
mithalten kann, zeigte er im Prix de Belgique, wo er vor Readly Express
den 4. Platz belegte. Natürlich wird im Prix d'Amérique ein ganz
anderes Tempo gefahren werden, dennoch ist dem Youngster ein Platz
in den Top 10 zuzutrauen.
Traders versuchte erst letzte Woche seinen Titel im wichtigsten
Trabreiten der Welt zu verteidigen, belegte im Prix de Cornulier
aber nur den 2. Platz. Etwas überraschend, dass Philippe Allaire ihn nun auch
in den Prix d'Amérique schickt, wo er nur wage Außenseiterchancen besitzt.
Immerhin hatte Traders 2016 gegen Bold Eagle gewonnen oder sich im Vorjahr
beim Prix Kerjacques gegen Bélina Josselyn durchgesetzt.
Mit 1:10,1 hat er die schnellste Bestzeit über 2.700 Meter im Feld.
Bahia Quesnot gelang eine Sensation, als sie im Prix de Belgique
auf Rang 2 lief und sich als 49:1 Außenseiterin für den Amérique
qualifizierte. Kurz nachdem sie an den Stall von Junior Guelpa gewechselt war,
hatte sie am 23. Dezember schon den Grand Prix de Noël (Gr.3) gewonnen.
Fraglos ist der Prix d'Amérique eine ganz andere Hausnummer,
dennoch war ihr letzter Auftritt nachhaltig beeindruckend.
Uza Josselyn qualifizierte sich mit
einem 3. Platz im Prix de Bourgogne für den Prix d'Amérique.
Im Juni gelang ihr, direkt hinter Bold Eagle und vor Belina Josselyn,
ein starker 2. Platz im Prix René Ballière.
Dennoch wird die achtjährige Love You-Tochter des Schweizer
Trainers und Besitzers René Aebischer am 27. Januar nur zu den
Außenseitern gehören.
Charly Du Noyer galt nach Siegen im Critérium des 3 Ans
und Critérium des 4 Ans einst als große Hoffnung, wird im Prix d'Amérique
aber ein völliger Außenseiter sein, auch weil er seit fast zwei Jahren
kein Rennen mehr gewinnen konnte.
Billie De Montfort hat sich über ihre Gewinnsumme von fast 1.8 Millionen Euro
einen Platz im Prix d'Amérique gesichert. Die Siegerin des letztjährigen
Grand Prix Gelsenkirchen nahm an zwei 'B-Rennen" teil, in denen sie ohne Chance blieb,
woran sich auch am Sonntag nichts ändern wird.
Valko Jenilat ist neben Bold Eagle, Eridan, Carat Williams und
Billie De Montfort das fünfte Pferd im Rennen aus dem Stall von Sébastien Guarato,
was für taktische Varianten im Sinne von Bold Eagle genutzt werden könnte.
Valko Jenilat, mit zehn Jahren der älteste Starter, wird mit dem Ausgang
des Prix d'Amérique sicherlich nur wenig zu tun haben, im letzten Jahr
schaffte er es immerhin auf Platz 9.
Weitere Informationen zum
Grand Prix d'Amérique.
Termine Wintermeeting 2018-2019:
18. Nov. - Prix De Bretagne (2.700 m - Davidson Du Pont)
09. Dez. - Prix du Bourbonnais (2.850 m - Delia Du Pommereux)
23. Dez. - Criterium Continental (2.100 m, 4j - Eridan)
23. Dez. - Prix Tenor de Baune (2.700 m, 5j - Looking Superb)
30. Dez. - Prix de Bourgogne (2.100 m - Bold Eagle)
13. Jan. - Prix de Belgique (2.850 m - Bird Parker)
27. Jan. - Prix d'Amérique (2.700 m - Belina Josselyn)
10. Feb. - Prix de France (2.100 m - Readly Express)
24. Feb. - Prix de Paris (4.150 m - Belina Josselyn)