Großbritannien
England ist
nicht nur das Mutterland des Fußballs, sondern auch des
Galopprennsports. Schon im Jahre 211 erbauten die Römer in Yorkshire eine
Rennbahn. Im ausgehenden Mittelalter nahm dann der moderne
Rennsport seine Anfänge, als in Städten wie Chester oder Newcastle die
ersten Pferderennen veranstaltet wurden. 1793 wurde in England das
erste Gestütbuch für Vollblutzucht herausgegeben. Aus ihm lässt sich
ableiten, dass heute weltweit 80 Prozent aller Vollblüter von drei
englischen Pferden abstammen.
Bis in die heutige Zeit haben Pferderennen in Großbritannien nichts von
ihrer Popularität eingebüßt. Und auch international finden die
britischen Rennen allergrößte Beachtung. Dies zeigt allein schon die
Tatsache, dass viele Länder die großen britischen Rennen mit Namen und
Austragungsart kopiert haben, wie beispielsweise das Derby, die Oaks
oder die Guineas.
Bis auf Karfreitag und dem ersten Weihnachtsfeiertag werden an jedem
Tag des Jahres auf mehreren britischen Rennbahnen Veranstaltungen ausgetragen.
Die sechzig Galopprennbahnen des Landes unterscheiden sich alle in Verlauf,
Topographie und Rundenlänge.
Während Trabrennen nur eine untergeordnete Rolle spielen, unterscheidet
man bei den Galopprennen zwischen Flach- und Hindernisrennen. Beide
Rennarten werden das ganze Jahr über ausgetragen, dennoch spricht man
von einer "
Jump season" (Winter) und einer "
Flat season" (Sommer).
Flachrennen
Wenn in Großbritannien und Irland die kalte Jahreszeit beendet ist,
beginnt man ab Anfang April Flachrennen auf
Turf, also auf
Gras, zu veranstalten, womit dann die Flachsaison eröffnet ist. Bis
Ende Oktober finden nun die renommiertesten Rennen des Jahres statt.
Jedes Jahr werden in Großbritannien 32 Gruppe-I-Rennen ausgetragen. Bei
den fünf bekanntesten und prestigeträchtigsten spricht man von den
"Five classic races". Dieses sind die
2000 Guineas, die
1000 Guineas
für Stuten, die
Epsom Oaks, das
Epsom Derby, und das
St Leger. Dies
sind alles Rennen an denen nur dreijährige, unkastrierte Pferde
teilnehmen dürfen.
So ziemlich das größte was ein Pferd weltweit gewinnen kann ist die
britische "
Triple Crown". Dabei handelt es sich um drei Rennen für dreijährige Pferde über drei verschiedene Distanzen, die 2000
Guineas (1609 Meter), das
Epsom Derby
(2423 Meter) und das
St. Leger
(2937 Meter). In der 150 jährigen Geschichte der Triple Crown schafften
es nur 15 Pferden alle drei Rennen zu gewinnen. Nach dem 2. Weltkrieg
gelang dies nur noch dem kanadischen Hengst
Nijinski II im Jahre 1970.
Viele weiter britische Flachrennen und Veranstaltungen haben
internationale Bekanntheit erreicht, wie beispielsweise das seit 1711
stattfindende
Royal Ascot Festival oder die
Queen Anne Stakes.
Das ganze Jahr über werden Veranstaltungen aber auch auf sogenannten
Allwetterbahnen (Polytrack) mit verschiedenen Sandböden ausgetragen.
Diese Sandbahnrennnen finden auch im Winter fast täglich statt,
so dass die Freunde des Pferdesports niemals Not leiden müssen.
Hindernisrennen:
Wenn es auf der "Insel" ab Oktober wieder kälter wird und nur noch
unbedeutende Flachrennen auf Sand stattfinden, rücken die
Hindernisrennen (National-Jump-Races) in den Vordergrund. Dann hat die
"Jump season" begonnen und die bedeutendsten Hindernisrennen der Welt
werden nun in Großbritannien ausgetragen. Zu ihnen gehören das
Cheltenham Festival
im März, mit dem legendären
Cheltenham Gold Cup
über 5331 Meter und das
King George VI Chase am 2. Weihnachtsfeiertag
in Kempton.
Die Krönung des Jahres ist aber das vielleicht berühmteste Pferderennen
der Welt überhaupt, das
Grand National in Aintree bei Liverpool. Dieses
seit 1836 ausgetragene Rennen zählt wegen seiner Länge von 7242 Metern
und seinen 30 zu überspringenden Hindernissen zu den schwersten Rennen
der Welt. Immer wieder steht es wegen seiner hohen Verletzungsgefahr in
der Kritik. Dennoch verfolgen weltweit jedes Jahr etwa 600 Millionen
Zuschauer das Rennen live.
Bei den bedeutendsten und berühmtesten Hindernisrennen handelt es sich
fast ausschließlich um Jagdrennen (Steeplcase). Im Rennalltag finden
jedoch viel häufiger Hürdenrennen (Hurdle) über die kleineren
Reisighürden statt.
Zu den Hindernisrennen zählen auch die sogenannten "
Bumper", die für
gewöhnlich am Ende einer Rennveranstaltung ausgetragen werden. Diese
Rennen werden wie Hindernisrennen ohne Startmaschine gestartet und
haben deren die Distanz, beinhalten jedoch keine Hindernisse. Junge
oder unerfahrene Pferde sollen so erste Erfahrungen sammeln können.