Deutsches Derby 2024

7. Juli 2024 - 2.400 Meter, 3-jährige Pferde, Hamburg-Horn -- Boden: gut bis weich

Vorbericht vom 2. Juli 2024

Bei knapp der Hälfte, der im Derby laufenden Pferde, fragt man sich, was sie in einem Gruppe-I-Rennen zu suchen haben. Die andere, bessere Hälfte hat es dagegen in sich. Zudem scheint sie ziemlich ausgeglichen, was ein äußert spannendes 155. Deutsches Derby erwarten lässt.

Narrativo steht seit dem Gewinn des Kölner Union-Rennens ganz oben auf der Liste der möglichen Derbysieger. Doch auch wenn er dieses Rennen unangefochten gewann, die Konkurrenz in Köln war möglicherweise nicht die aller stärkste. Seine Klasse deutete der Adlerflug-Nachkomme bereits als Zweijähriger an. Nachdem er gleich seinen ersten Start vor Augustus gewonnen hatte, befand er sich im Preis des Winterfavoriten vierhundert Meter vor dem Ziel noch am Ende des Feldes, beeindruckte auf der Zielgeraden mit gewaltigem Speed, verpasste den Sieg nur um einen Hals. Sein Jahresdebüt gab der für das Gestüt Ittlingen laufende Narrativo am 17. Mai in Paris im Prix Hocquart (Gr.3, 2.200 m). Zwar wurde er nur Dritter von fünf Pferden, hätte als Speedpferd aber ein schneller gelaufenes Rennen gebraucht. Dieses erhielt er in der "Union", wo er seine Endgeschwindigkeit erneut eindrucksvoll unter Beweis stellte. Sein Trainer Peter Schiergen hat das Deutsche Derby bereits fünfmal gewonnen.

Borna gehört als Derby Italiano-Sieger natürlich ebenfalls zu den Topfavoriten des Deutschen Derbys 2024. Der Saxon Warrior-Sohn hatte sich am 19. Mai in Rom im wichtigsten Dreijährigenrennen Italiens gegen internationale Konkurrenten durchgesetzt, einen Monat zuvor bereits den Premio Emanuele Filiberto in Mailand gewonnen. Als Zweijähriger war es für Borna nicht ganz so perfekt gelaufen. Zwar bezwang er gleich beim Debüt den späteren Ratibor-Sieger Wonderful Boy, wurde im Preis des Winterfavoriten aber nur Vierter und landete beim Premio Gran Criterium hinter Wintertraum auf Platz 2. Geritten wird Borna vom Hamburger Andrasch Starke, der das Deutsche Derby schon achtmal gewonnen hat.

Wintertraum war als Zweijähriger bei zwei Starts ungeschlagen geblieben, gewann im Oktober das Premio Gran Criterium (Gruppe 2) in Mailand mit vier Längen Vorsprung. Beim Jahresdebüt, am 1. Mai im Bavarian Classic in München, wurde er als Favorit zwar nur Dritter, zeigte beim nächsten Start im Grafenberger Derby-Trial aber eine ganz starke Leistung. Auf einer Bahn, auf der vorne im Feld laufende Pferde im Vorteil sind, marschierte der Lord Of England-Sohn vom letzten Platz kommend an allen Konkurrenten mühelos vorbei zum Sieg. Für ihn kommt der irische Jockey und mehrfache Gruppe-I-Sieger Oisin Murphy nach Hamburg.

Wilko kann bereits auf die Erfahrung von sieben Rennen zurückblicken, vier davon als Zweijähriger. Ernsthafte Beachtung erlangte er aber erst nach dem überraschenden Gewinn des Bavarian Classic in München. Mit diesem Sieg in der Tasche ging er am 1. Juni als Favorit in den Iffezheimer Derby-Trail, unterlag dort nach langem Kampf knapp gegen Augustus. Der von Henk Grewe trainierte Mastercraftsman-Sohn wird am Wettmarkt womöglich etwas unterschätzt.

Augustus gewann den Iffezheimer Derby-Trail mit einem beeindruckenden Schlussspurt auf schwerem Geläuf gegen Wilko und hat damit seinen Platz unter den Derby-Favoriten zurückerobert. Zu diesen gehörte er bereits, nachdem er sich im Oktober in Mailand im Premio Campobello mit acht Längen durchgesetzt hatte, dann aber beim Saisondebüt im Bavarian Classic auf Platz fünf enttäuschte. Wie Wintertraum wird Augustus von Waldemar Hickst für den Stall Lucky Owner vorbereitet.

Alleno läuft wie Narrativo für das Gestüt Ittlingen, wird allerdings vom Arc-Sieger Marcel Weiß vorbereitet. Der Nathaniel-Nachkomme gab sein Lebensdebüt erst in dieser Saison und siegte am 31. März direkt in Berlin-Hoppegarten. Anschließend lief er im Bavarian Classic auf den zweiten Platz und schaffte es auch im Union-Rennen auf den Ehrenplatz. Diese starken Resultate zeigen, dass er mit den besten deutschen Dreijährigen mithalten kann und auch als Derbysieger keine Überraschung wäre.

Stingray bestritt als Zweijähriger ebenfalls kein Rennen. Beim Debüt endete er knapp hinter Palladium auf Rang zwei, wurde dann im Grafenberger Derby-Trial Dritter. Stark sein Auftritt im Union-Rennen, wo es für einen kurzen Moment so schien, als könne er das Rennen gewinnen. Da er auf der Zielgeraden aber massiv behindert wurde, reichte es am Ende nur zu Platz fünf. Vielleicht hat der Zarak-Sohn in Hamburg-Horn mehr Glück.

Mister Gatz ist bislang noch nicht in Deutschland angetreten, konnte aber schon über die Derby-Distanz gewinnen, als er am Ostermontag in Saint-Cloud über 2.400 Meter überlegen erfolgreich war. Der von Stephanie Nigge in Deauville vorbereitete Adlerflug-Sohn wurde anschließend über die selbe Distanz im Prix de L’Avre in Paris-Longchamp Zweiter. Bedenkt man, dass er dort deutlich vor dem späteren Union-Dritten Anspruch durchs Ziel ging und der Sieger Trafalgar Square anschließend Zweiter im Prix Hocquart wurde, ist auch Mister Gatz als Derbysieger nicht auszuschließen. Laut Stephanie Nigge wäre weicher Boden in Hamburg-Horn für ihn optimal. In seinem Sattel wird der Franzose Tony Piccone sitzen.

Queimados ist ein weiterer Hengst, der erst mit drei Jahren in sein erstes Rennen geschickt wurde. Beim ersten Start landete er im April noch eine dreiviertel Länge hinter der späteren Diana-Trial Siegerin Erle, wurde an selber Stelle im Grafenberger Derby-Trial Fünfter, ehe er am 17. Juni in Mailand mit dem Gran Premio d’Italia ein Listenrennen über 2.400 Meter gewann. Ob der Sea The Stars-Sohn, nur zwanzig Tage später, im Deutschen Derby antritt, wird laut Trainer Andreas Wöhler kurzfristig entschieden.

Weltbeste läuft als einzige Stute im Deutschen Derby 2024, ihre Mutter Wellenspiel stellte mit Windstoß und Weltstar bereits zwei Derbysieger. Die Soldier Hollow-Tochter gewann am 7. April ihr Saisondebüt mit "Nase" vor Wilko, unterlag dann allerdings in einem Listenrennen in Hannover. Beim jüngsten Start am 22. Juni wurde sie im Düsseldorfer Diana-Trial knapp geschlagene Zweite. In den letzten beiden Jahren nahmen Stuten am Deutschen Derby teil, im Vorjahr schaffte es Weracruz gar auf Rang drei.

Anspruch trägt wie Weltbeste die Farben des Gestüts Röttgen. Er absolvierte als Zweijähriger kein Rennen, gewann dann gleich sein Debüt am 1. April vor mehreren für das Derby genannten Pferden. Beim zweiten Start im Prix de L’Avre in Paris wurde er vier Längen hinter Mister Gatz nur Fünfter, überzeugte dann aber in der "Union" auf Platz drei.

Palladium wurde im Union Rennen knapp hinter Anspruch Vierter und sicherte sich damit einen Platz im Deutschen Derby, wo er aber nicht zum Kreis der Favoriten gehören wird. Der für Liberty Racing laufende Gleneagles-Sohn hatte sich als Zweijähriger in anspruchsvollen Aufgaben platziert und am 5. Mai seinen ersten Sieg in einem Maidenrennen gefeiert, das er vor Stingray gewann. Geritten wird Palladium im Derby vom derzeit in Deutschland führenden Jockey Thore Hammer-Hansen.

Lahzar Star hat bereits sechs Rennen in den Beinen. Im März gewann er in Mülheim auf schwerem Boden mit über sechs Längen, verwies dabei zwei Hengste auf die Plätze, die für das Deutsche Derby genannt waren, ging daraufhin als zweiter Favorit in den Bavarian Classic in München. Dort wurde er zwar nur Vierter, endete aber fast gleichauf mit Wintertraum. Chancenlos war er anschließend im Grafenberger Derby-Trial, um Anfang Juni in Berlin wieder erfolgreich zu sein, allerdings gegen recht harmlose Konkurrenz. Ganz ohne Chance ist der von Peter Schiergen trainierte Best Solution-Sohn im Deutschen Derby wohl nicht.

Tiamo Hilleshage ist ein Adlerflug-Sohn aus der Tijuana und damit ein Vollbruder des Prix de l'Arc de Triomphe-Siegers Torquator Tasso. Die daraus resultierenden hohen Erwartungen konnte er aber nur bedingt erfüllen. Beim Debüt landete er im April zehn Längen hinter Anspruch, danach sechs Längen hinter Any Moon. Einem zweiten Platz in einem Maidenrennen folgte am 23. Juni der erste Sieg in einem schwach besetzten Rennen. Um im Deutschen Derby vorne mitmischen zu können, wird Tiamo Hilleshage sich deutlich steigern müssen.

Larios schaffte es als Zweijähriger bei drei Starts nicht in die Platzierung, wurde auch beim Saisondebüt am 1. April in Köln nur Fünfter. Einen Monat später gewann der Brametot-Nachkomme dann ein Maidenrennen über 2.300 Meter in Leipzig, woraufhin man ihn im Juni nach Mailand schickte, wo er im Gran Premio D'Italia, zweieinhalb Längen hinter Queimados, Dritter wurde.

Mina Rashid wird in England von Andrew Balding für Ahmad Abdulla Al Shaikh trainiert. Bei vier Starts in Großbritannien hat der Almanzor-Sohn keine Bäume ausgerissen, gewann im Mai immerhin ein Class 2 Maidenrennen gegen vier Gegner. Anschließend versuchte er sich beim Queen's Vase in Ascot (Gr.2, 2.847 m), wurde 24 Längen hinter dem Sieger aber nur Neunter.

Geminiano gewann als Zweijähriger mit dem Youngster Steher Preis ein Listenrennen in Hannover, konnte daran in dieser Saison aber nicht anknüpfen. Im Bavarian Classic reichte es nur zu Rang sechs und im Iffezheimer Derby-Trial endete er zwölf Längen hinter Augustus auf Platz fünf. So wird der von Fabian Xaver Weißmeier trainierte Wootton Bassett-Sohn im Deutschen Derby nur Außenseiter sein. Anna Van den Troost bekommt auf ihm ihren ersten Derby-Ritt.

Brady konnte keinen seiner fünf Starts gewinnen, obwohl keines dieser Rennen Black-Type-Level besaß. Beim letzten Auftritt, am 9. Juni in Hoppegarten, wurde er immerhin nur zwei Längen hinter Lahzar Star Dritter. Dennoch wird er in Hamburg völliger Außenseiter sein.

Koelle ist mit neun Starts das erfahrenste Pferd im Deutschen Derby 2024. Seine Ergebnisse zeigen jedoch deutlich, dass er im falschen Rennen antritt, denn weder konnte er eines davon gewinnen, noch irgendwo auf sich aufmerksam machen. Zuletzt wurde er im Union-Rennen Letzter.

Thekingofmyheart ist ein weiteres dieser Pferde, die jedes Jahr ins Deutsche Derby geschickt werden und man sich fragt, warum? Als Zweijähriger hatte der von Mario Hofer trainierte Magna Grecia-Sohn im Junioren-Preis vor Augustus den zweiten Platz belegt, sich dann in Dortmund gegen drei Gegner durchgesetzt. Bei den restlichen vier Starts endete er zwischen zehn bis zwanzig Längen hinter den Siegern, jüngst in Dortmund nur knappe acht Längen hinter Penalty.

Vollständige Nennungsliste des Deutschen Derbys 2024 mit Speed-Punkten.


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Bedeutende Derby-Vorprüfungen: