Prix de l’Arc de Triomphe 2017
1. Oktober 2017 - 2400 Meter, Chantilly - Boden: weich
Vorbericht vom 29. September 2017
Das bedeutendste Pferderennen der Welt wurde in den letzten sechs Jahren fünfmal von Stuten gewonnen,
in diesem Jahr ist die englische Stute
Enable das zu schlagende Pferd im Prix de l’Arc de Triomphe.
Nach dem Gewinn der englischen und irischen Oaks hatte sich die Dreijährige auch gegen starke ältere Konkurrenten
mühelos durchsetzen können.
Vom Rest des achtzehn Starter zählenden Feldes kann kein Pferd wirklich überzeugen, viele sind recht schwierig einzuschätzen,
Überraschungen in der Dreierwette nicht ausgeschlossen. Bei den Buchmachern gilt die ebenfalls drei Jahre alte Stute
Winter,
der formstarke
Ulysses, aber auch der deutsche Hengst
Dschingis Secret als chancenreich,
Letztgenanntem sollte der erwartete weiche Boden besonders liegen.
Wegen Umbaumaßnahmen auf der Rennbahn in Paris-Longchamp findet der Prix de l’Arc de Triomphe (16:05 Uhr)
in diesem Jahr erneut in Chantilly statt.
Enable gewann Anfang Juni die Epsom Oaks mit fünf Längen Vorsprung,
siegte in den Irish Oaks mit fünfeinhalb Längen und setzte sich anschließend
in den King George Stakes und Yorkshire Oaks auch gegen ältere männliche Pferde mit ähnlich klarem Vorsprung durch.
Trainer John Gosden, 2015 Arc-Sieger mit Golden Horn, äußerte daraufhin, er habe noch nie eine so gute
Stute wie Enable trainiert. Bemerkenswert, dass die Nathaniel-Tochter ihre Siege unter den verschiedensten Bodenbedingungen erlangte,
ihr Debüt hatte sie als Zweijährige sogar auf Sand gewonnen.
Am Sonntag wird sie erneut von Weltklassejockey Frankie Dettori geritten werden,
der den Prix de l’Arc de Triomphe schon viermal gewonnen hat.
Auch die Statistik spricht für Enable. Nicht nur, dass Stuten den Arc in den letzten Jahren dominierten,
zehn der letzten vierzehn Austragungen wurden von dreijährigen Pferden gewonnen.
Die Gewichtserlaubnis für Dreijährige ist in diesem Jahr
allerdings um ein halbes Kilogramm auf 3,0 Kg reduziert worden.
Winter ist eines von fünf Pferden des irischen Trainers Aidan O'Brien, dessen Stall beim
Prix de l’Arc de Triomphe 2016
die Plätze 1 bis 3 belegte. Wie Enable ist auch Winter eine dreijährige Stute, die allerdings über
kürzere Distanzen erfolgreich war. Nach den englischen und irischen 1.000 Guineas gewann sie
zwei weitere Gruppe-I-Rennen gegen ältere Pferde, ist bislang aber nie weiter als 1.991 Meter gelaufen.
Ob sie die 2.400 Meter in Chantilly stehen kann, ist die große Frage. Ihre Mutter Laddies Poker Two war ein Meilen-Pferd,
ihr Vater Galileo steht für Ausdauer. Dass O'Brien sie überhaupt in den Prix de l’Arc de Triomphe schickt und
die Wahl von Spitzenjockey Ryan Moore auf sie gefallen ist, könnte positiv gedeutet werden.
Ulysses wird bei vielen Buchmachern derzeit als stärkster Gegner von Enable gehandelt.
Der Spätentwickler landete beim
Epsom Derby 2016
noch dreiundzwanzig Längen hinten dem Sieger und war auch im Breeders‘ Cup Turf chancenlos,
zeigte sich 2017 aber von einer ganz anderen Seite.
Anfang Juli setzte er sich in den Eclipse Stakes (2.002 m) durch und gewann
Ende August auch die International Stakes von York (2.063 m) vor Churchill, Cliffs Of Moher und dem späteren
Irish Champion Stakes-Gewinner Decorated Knight. Gewisse Zweifel über das Stehvermögen bestehen auch bei Ulysses.
Bei seinem einzigen Start über die Arc-Distanz landete er in den King George Stakes von Ascot
viereinhalb Längen hinter Enable.
Brametot siegte bei sechs seiner acht Starts,
darunter in den französischen 2.000 Guineas und dem französischen Derby, was ihn zwangsläufig zu einem heißen Anwärter auf den
Gewinn des Prix de l’Arc de Triomphe macht.
Mitte August beendete er den Prix Guillaume in Deauville jedoch nur als Fünfter, hatte dort aber den Start verpasst
und war bereits in früheren Rennen nicht allzu gut aus der Box gekommen.
Bisher ist der -Sohn noch nie gegen ältere Pferde und nie weiter als 2.100 Meter gelaufen,
was eine realistische Einschätzung schwer macht. Zumindest ist sein Vater Rajsaman nie weiter als 1.850 Meter gelaufen,
seine Mutter, die deutsche Stute Morning Light, war dagegen eine ausgewiesene Steherin.
Dschingis Secret gewann am 10. September den viel beachteten Prix Foy,
setzte sich in Chantilly gegen mehrere favorisierte Gegner fast im Handgalopp durch.
Seither zählt der von Markus Klug in Köln-Heumar trainierte Vierjährige am
Wettmarkt
zum engsten Favoritenkreis.
Zuvor hatte er mit Siegen im Großen Preis von Berlin und im Hansa-Preis von Hamburg, knapp vier Längen vor Iquitos,
bereits seine Klasse unter Beweis gestellt. Der im
Deutschen Derby 2016
hauchdünn bezwungene Soldier Hollow-Sohn kommt auf weichem Boden besonders gut zurecht,
laut Wettervorhersage wird er diesen am Sonntag antreffen.
Für Jockey Adrie de Vries ist es die erste Teilnahme am Prix de l’Arc de Triomphe.
Satono Diamond war einer der von Dschingis Secret im Prix Foy geschlagenen Favoriten.
Für japanische Interessen war dies eine herbe Enttäuschung, hofft man doch, dass der Deep Impact-Sohn
als erstes japanisches Pferd den Prix de l’Arc de Triomphe gewinnt.
Seinen Auftritt in Chantilly sollte man nicht überbewerten,
schließlich war es nicht nur sein erster Start außerhalb Japans, es war auch der erste seit April.
Aus der Heimat ist er deutlich festeren Boden gewohnt, mit der Erfahrung aus dem Prix Foy
wird er im Arc womöglich ganz anders auftreten.
2016 hatte Satono Diamond den Sieg im japanischen Derby nur um eine Nase verpasst,
anschließend das St Leger (3.000 m) und das
Arima Kinen 2016
vor Japan Cup-Sieger Kitasan Black gewonnen.
Cloth of Stars belegte beim Prix Foy den 2. Rang hinter Dschingis Secret,
auch er war aus einer viermonatigen Pause gekommen.
Zu Beginn des Jahres hatte er in Chantilly den Prix d'Harcourt gewonnen,
anschließend auch den Prix Ganay mit kurzem Kopf vor Zarak.
Der Sea The Stars-Nachkomme wird von André Fabre trainiert,
der den Prix de l’Arc de Triomphe bereits siebenmal gewinnen konnte.
Order Of St George ist neben Winter einer von vier weiteren Arc-Startern aus Aidan O'Briens
Ballydoyle Stall. Er beendete letztes Jahr den Prix de l’Arc de Triomphe hinter Found und Highland Reel
auf Platz 3 und hat gerade, wie im Vorjahr, das Irish St Leger (2.816 m) gewonnen.
Die Qualität im letztjährigen Arc war allerdings alles andere als hoch und auch im St Leger traf er auf
keine gehobene Gegnerschaft, was eine Einschätzung dieses fünfjährigen Stehers nicht einfach macht.
Fakt ist, dass es in den letzten 41 Jahren nur einem Pferd gelungen ist, das älter als vier Jahre alt war,
den Prix de l’Arc de Triomphe zu gewinnen.
Capri kam im
Epsom Derbys 2017
nicht über einen 6. Platz hinaus, steigerte sich in den Monaten danach aber gehörig,
bezwang Cracksman im Irish Derby und setzte sich am 16. September auch in den gut besetzten
St Leger Stakes durch. Der O'Brien-Schimmel kommt mit weichem Boden gut zurecht und
könnte das Pferd für die Überraschung sein.
Seventh Heaven wird ebenfalls von Aidan O'Brien trainert.
Sie hatte letztes Jahr die Irish Oaks und die Yorkshire Oaks vor der späteren Arc-Siegerin Found gewonnen,
was für ihre hohe Qualität spricht.
Zu Beginn diesen Jahres wurde Seventh Heaven Zweite in den Dubai Sheema Classics,
musste dann aber verletzungsbedingt längere Zeit aussetzen.
Ihr Comeback verlief am 10. September mit einem letzten Platz in den zur Gruppe 2 zählenden
Blandford Stakes enttäuschend. Findet sie beim Prix de l’Arc de Triomphe zu alter Form,
kann die Galileo-Tochter weit vorne landen.
Idaho ist Starter Nummer fünf aus dem O'Brien Stall.
Er war letztes Jahr sowohl im Epsom Derby als auch im Irish Derby platziert und ging dieses Jahr
in den oben erwähnten King George Stakes nur knapp hinter Ulysses über die Linie.
Die Buchmacher bieten in zu teils sehr hohen Quoten an, der Bruder von Highland Reel könnte unterschätzt sein.
Iquitos ist die zweite deutsche Hoffnung im Prix de l’Arc de Triomphe 2017. Der Sieger des
Großen Preis von Baden 2016
war letztes Jahr auch beim
Japan Cup 2016
nicht weit geschlagen, belegte jüngst im
Großen Preis von Baden 2017
aber nur den 2. Platz. Der Adlerflug-Sohn liebt es auf der Zielgerade aus dem hinteren Teil
des Feldes nach vorne zu stoßen. Für diese Taktik wird ein schnelles Rennen benötig,
zu dem es bei achtzehn Startern kommen sollte. Iquitos wird von Deutschlands bestem Jockey Andrasch Starke geritten,
der 2011 mit Danedream den Arc gewann.
Zarak, aus dem Besitz des Aga Khan, konnte die hohen Erwartungen,
die sein letztjähriger 2. Platz im Prix du Jockey Club geweckt hatten, lange nicht erfüllen.
Trainer Alain de Royer-Dupré ließ ihn am 2. Juli diesen Jahres dann erstmals über 2.400 Meter laufen,
der Dubawi-Sohn bedankte sich mit dem Gewinn des Grand Prix de Saint-Cloud, der jedoch nicht übermäßig gut besetzt war.
Seit diesem Erfolg hat Zarak kein Rennen mehr bestritten.
Er wird in Chantilly am Platz trainiert und wird im Prix de l’Arc de Triomphe 2017 voraussichtlich
vom belgischen Spitzenjockey Christophe Soumillon geritten werden.
Die beiden müssen aus der Außenbox 18 ins Rennen gehen.
One Foot In Heaven ist neben Zarak der zweite Starter von Alain de Royer-Dupré.
Ende letzten Jahres schaffte es der Sechstplatzierte des letztjährigen Arc im Hong Kong Vase auf Platz 3,
allerdings über sieben Längen hinter Highland Reel.
Der Fastnet Rock-Sohn ist gut gezogen und mag tiefen Boden, ist im Arc aber nur Außenseiter.
Plumatic und
Doha Dream sind zwei weitere Hengste aus dem Stall von André Fabre.
Der dreijährige Dubawi-Sohn Plumatic wurde jüngst im Prix du Prince d'Orange (Gr.3, 2.000 m) nur um eine Nase vom
Derbydritten Recoletos geschlagen.
Der ausgewiesene Steher Doha Dream gewann letztes Jahr in Chantilly am Arc-Wochenende den Prix Chaudenay (Gr.2, 3.000 m) vor Moonshiner
und wurde zuletzt im Grand Prix de Deauville (Gr.2, 2.500 m) nur hauchdünn bezwungen.
Beide Pferde wären im Arc eine große Überraschung.
Silverwave nahm in den letzten beiden Jahren am Prix de l’Arc de Triomphe teil, wo er die Plätze 10 und 13 belegte.
Im Juli landete er im Prix de Saint-Cloud nur eine dreiviertel Länge hinter Zarak auf Platz 2, wurde anschließend im
Prix Foy Fünfter und zählt im Arc erneut zu den Außenseitern.
Satono Noblesse sorgte für ihren japanischen Halbbruder Santono Diamond im Prix Foy von der Spitze aus für schnelles Tempo,
diese Aufgabe wird die Siebenjährige vermutlich auch im Arc erfüllen.
Der
Prix de l’Arc de Triomphe
kommt normalerweise auf der Rennbahn in Paris-Longchamp zur Austragung. Die Bahn in Longchamp
befindet sich aber seit über einem Jahr im Umbau, weshalb das bedeutendste Pferderennen der Welt,
wie bereits im Vorjahr, in Chantilly gelaufen wird.
Vierzig Kilometer von Paris gelegen, werden in Chantilly traditionell die französischen Oaks (Prix de Diane)
und das Derby (Prix du Jockey Club) ausgetragen.