Prix de l’Arc de Triomphe 2014
5. Oktober 2014 - 2400 Meter, Paris-Longchamp - Boden: gut
Vorbericht vom 4. Oktober 2014
Die Favoriten kamen und gingen im Vorfeld des prestigeträchtigsten Galopprennens der Welt, restlos überzeugen konnte
allerdings keiner von ihnen, so dürfen am Sonntag so ziemlich alle Starter vom ganz großen Triumph in Paris-Longchamp träumen.
Sicherlich hat es in der Geschichte des Prix de l’Arc de Triomphe schon qualitativ besser besetzte Rennen
gegeben, die große Ausgeglichenheit des Teilnehmerfeldes verspricht jedoch
ein äußerst spannendes und nur schwer zu entschlüsselndes Ereignis.
Rein statistisch gesehen wurden
sechzehn der letzten zwanzig Arc-Austragungen von dreijährigen Pferden gewonnen, was
auf die relativ hohe Gewichtserlaubnis von 3,5 Kilo für die Dreijährigen zurückzuführen ist.
Da zudem in den letzten drei Jahren immer Stuten siegreich waren, stehen die besten dreijährigen
Stuten aus Frankreich, England und Japan ganz oben auf der Liste der Buchmacher. Überhaupt werden allen drei
japanischen Startern große Chancen eingeräumt erstmals den Arc für ihr Land zu gewinnen.
Eine weitere Statistik besagt, dass in den letzten elf Jahren nur zwei Pferde erfolgreich waren
deren Startposition höher als 9 war. Deutschlands Hoffnung Ivanhowe hat mit Box 19 zumindest von diesem Standpunkt
aus keine guten Karten.
Ein Pferd dessen Quote im September von anfangs 40:1 auf unter 10:1 abstürzte ist der dreijährige französische Hengst
Ectot. Als Zweijähriger hatte er bereits das Critérium International gewonnen, musste nach seinem fünften Sieg in Folge
im April dann aber verletzungsbedingt aussetzen. Trotz der langen Pause gewann er Mitte September in Longchamp den Arc-Tiral
Prix Niel mit der zweitschnellsten Zeit seit 1980, bewies dabei große Endgeschwindigkeit und dürfte womöglich noch einiges im
Tank haben. Bereits sein Vater Hurricane Run hatte 2005 den Arc gewonnen nachdem er zuvor im Prix Niel erfolgreich war.
Ebenfalls drei Jahre alt und ebenfalls aus Frankreich ist die nach sechs Siegen weiterhin ungeschlagene
Avenir Certain.
Als Siegerin des Prix de Diane (2.100 m) gehört sie zwangsläufig zu den Favoriten für den Prix de l’Arc de Triomphe. Zweifel
bestehen allerdings, ob die Le Havre-Tochter die längere Distanz stehen kann. Von den Topfavoriten hat sie mit Box 1 die
beste Startposition zugelost bekommen. Jockey Gregory Benoist, der mit ihr
den Poule d'Essai des Pouliches und den Prix de Diane gewann, hat sich allerdings für Ectot entschieden.
Das britische Gegenstück zu Avenir Certain ist die dreijährige Stute
Taghrooda, die ebenfalls ihre ersten
vier Rennen gewinnen konnte, darunter die Epsom Oaks und die King George VI And Queen Elizabeth Stakes gegen namhafte ältere
Pferde. Bei den Yorkshire Oaks Ende August verlor sie dann allerdings ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit, wobei sie
zu diesem Zeitpunkt rossig gewesen sein soll. Ihre Bezwingerin
Tapestry wurde am Donnerstag
für 120.000 Euro für den Arc nachgenannt. Außer ihrem Erfolg in York hat die Galileo-Tochter bislang aber noch
nicht viel zu bieten gehabt.
Eine weitere hoch gehandelte Dreijährige ist die Siegerin der japanischen 1000 Guineas
Harp Star, die anschließend
als 13:10 Favoritin in die japanischen Oaks ging, wo sie jedoch mit Hals unterlag. Ende August bezwang die Deep Impact-Tochter
beim Sapporo Kinen den ehemaligen Arima Kinen Gewinner Gold Ship über 2.000 Meter.
Auch der Zweitplatzierte des
Epsom Derbys 2014
Kingston Hill ist nach seinem Sieg im britischen St. Leger (2.937 m) ein Kandidat für den Arc. Der zu erwartende gute
Boden dürfte dem grauen Schützlings von Roger Varian aber nicht wirklich liegen, auch Startbox 20 spricht gegen ihn.
Von den über drei Jahre alten Pferden muss natürlich
Trêve genannt werden, sie wäre das erste Pferd seit 1978,
das den Arc ein zweites Mal gewinnen würde. Im fünften ungeschlagenen Rennen hatte sie den
Prix de l’Arc de Triomphe 2013
in beeindruckender Manier gewonnen, 2014 aber in keinem ihrer drei Starts die Nase vorne gehabt. Die Winterpause,
muskuläre Probleme oder das langsame Tempo beim Prix Vermeille könnten als Entschuldigungen für die enttäuschende Saison herhalten,
eine Titelverteidigung käme derzeit aber doch überraschend. Auch im Stall von Trêve hatte man auf weicheren Boden gehofft.
Japans Hoffnungen, nach den beiden zweiten Plätzen von Orfevre, nun endlich zum ersten Mal den Arc zu
gewinnen liegen auf
Just A Way, der momentan auf der Longines Weltrangliste als bestes Pferd der Welt geführt wird.
Letztes Jahr im Oktober hatte er die spätere Japan Cup Siegerin Gentildonna bei den Tenno Sho Autumn (2.000 m)
um vier Längen distanziert, im März dann das Dubai Duty Free (1.800 m) gewonnen. Ob der Hearts Cry-Sohn
mit der längeren Strecke im Arc zurechtkommt ist jedoch alles andere als sicher. Auch seine Form ist ungewiss, zuletzt
ward er bei seinem Sieg im Yasuda Kinen (1.600 m) am 8. Juni in Tokio gesichtet.
Nach dem frühen Karriereende des Deutschen Derby Siegers Sea The Moon ist nun
Ivanhowe die deutsche Hoffnung für den
Prix de l’Arc de Triomphe. Der Soldier Hollow-Sohn aus dem Gestüt Schlenderhan war als Favorit ins
Deutsche Derby 2013
gegangen, dort jedoch verletzt nur auf Rang 8 gelaufen. Nach zehnmonatiger Pause gewann er im Mai auf Anhieb den Gerling-Preis,
enttäuschte Anfang Juni im Grand Prix de Chantilly, um dann den
Großen Preis von Baden
für sich zu entscheiden. Der dort erstmals bezwungene Sea The Moon war sicherlich verletzt ins Rennen gegangen, doch
hatte Ivanhowe auch die restliche Konkurrenz ohne Peitscheneinsatz weit hinter sich gelassen und das gezeigt was man
schon lange von ihm erwartet hatte.
Mit einem Sieg im Arc-Trial Prix Foy hat sich
Ruler Of The World zurückgemeldet. Der Gewinner des
Epsom Derbys 2013
war im Vorjahr beim Arc Siebter geworden, hatte Anfang diesen Jahres auch beim
Dubai World Cup 2014 enttäuscht und war seither nicht mehr gelaufen.
Der Galileo-Sohn ist in diesem Jahr der einzige Starter des irischen Startrainers Aidan O'Brien,
er hat ihn die gesamte Saison auf den Arc vorbereitet. Wie im Vorjahr geht er von der günstigen Startposition 6 ins Rennen.
Neben Just A Way hat Trainer Naosuke Sugai auch
Gold Ship für den Arc gemeldet, der 2012 in Japan das Takarazuka Kinen
und das Arima Kinen gewonnen hatte. Nach längerer Verletzungspause enttäuschte der launische Schimmel im
Japan Cup 2013,
wurde beim
Arima Kinen 2013
aber immerhin Dritter und zeigte sich Ende Juni mit einem grandiosen Sieg im Takarazuka Kinen in alter Topform. Wie oben erwähnt
wurde er Ende August dann von Harp Sharp in Sapporo über 2000 Meter knapp bezwungen.
Ein Pferd dem der gute Boden gefallen dürfte ist
Flintshire. Nach seinem Sieg im Grand Prix der Paris wurde er letztes Jahr
beim Arc auf weichem Geläuf nur Siebter und lief gerade im Prix Foy hinter Ruler Of The World durchs Ziel, doch ist er die Wahl von Trainer
Andre Fabre, der mit sieben Siegen Rekordgewinner des Prix de l’Arc de Triomphe ist.
Mit Treve, Ectot, Taghrooda, Just A Way, Harp Star, Avenir Certain, Ivanhowe oder Tapestry sind die meisten Favoriten Pferde, die sich
am liebsten im hinteren Teil des Feldes aufhalten und erst auf der Geraden nach vorne stoßen. Für diese Taktik ist ein schnelles Rennen
normalerweise von Vorteil. Ectots Trainer Elie Lellouche schickt deshalb
Montviron als Pacemaker ins Rennen.
Der
Prix de l’Arc de Triomphe ist mit einem Preisgeld von 5 Millionen Euro
das höchstdotierte Galopprennen Europas, es
wird seit 1920 in Paris-Longchamp ausgetragen. Seither haben nur fünf Pferde, die über vier Jahre alt waren, dieses Rennen gewinnen können.
Der britische TV-Sender Channel 4 überträgt die Veranstaltung aus Paris-Longchamp am Sonntag von 13:50 bis 17:00 Uhr (MEZ).
Die Rennen können
HIER mit englischem Kommentar
kostenlos
live verfolgt werden. Der Prix de l’Arc de Triomphe soll um 16:30 Uhr (MEZ) gestartet werden.